Ich liebe diesen Ort, denn hier leben so viele offene, herzliche Menschen, die auch eine „Fremde“, eine Zugezogene wie mich mit offenen Armen aufgenommen und integriert haben. In Hergershausen haben schon lange viele Nationalitäten ihre Heimat.
Seit einiger Zeit wohnen hier auch zwei syrische Familien mit Kindern. Sie leben mitten unter uns in unserer Gemeinschaft. Sie fallen nicht auf, sie besuchen unsere örtlichen Feste, sie bringen ihren Hergershäuser Nachbarn Essen an die Tür, sie lernen Deutsch und sie lernen unsere Werte kennen. Dabei behilflich sind ihnen Menschen aus unserer Nachbarschaft. Also Hergershäuser, aber auch Harpertshäuser und Babenhäuser Bürger. Es geht um Sprachunterricht, um Alltagshilfe und darum, Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. In unserem Überfluss an Möbeln, Spielzeug und Kleidung ist genug vorhanden, das man teilen kann. Viele Hergershäuser geben Spenden ab und wollen helfen. Es sind vor allem die Kinder, die uns am besten vormachen, wie das mit der Toleranz, Gastfreundschaft und Integration geht. Sie begegnen den „Fremden“ vorbehaltlos: sie stellen Fragen, sind vom Schicksal der Flüchtlingskinder berührt, geben ohne Zögern ihr Lieblingsspielzeug ab und nehmen trotz aller Sprachbarrieren und Andersartigkeit die neuen Kinder in ihre Mitte, um ihnen unser Land und unser Leben zu zeigen.
Darauf können wir stolz sein – auf einen weltoffenen Ort mit interessierten, toleranten und aufgeschlossenen Bürgern. Wir können auch stolz sein auf den ehrenamtlichen Flüchtlingshelferkreis unserer Stadt. Das sind inzwischen weit mehr als hundert Bürger, die sich vollkommen ehrenamtlich um die Integration der Asylsuchenden in Babenhausen kümmern. Sie betreuen die Familien, die bereits in Wohnungen in der Stadt und den Ortsteilen leben, und sie helfen in der Kaserne, ob in der Kleiderkammer oder beim Sprachunterricht. Hier zeigt Babenhausen sein freundliches Gesicht. Die Engagierten stehen zusammen, übrigens über die Parteigrenzen hinweg. Nun betritt eine neue Partei indirekt, aber mit lautem Gepolter die Babenhäuser Landschaft. Davor habe ich Angst: Vor dem, was diese Partei mit den Menschen macht, und wie sie uns Bürger und unsere immer noch christlichen Werte spaltet.
Aber dann denke ich: Wenn 18 Prozent der Wähler aus Gesamt-Babenhausen die AfD in den Kreistag gewählt haben, dann haben fast 82 Prozent nicht die AfD gewählt! Und weil die Wahlbeteiligung in Babenhausen ja nur bei 47,6 Prozent lag, haben sogar nur 9 Prozent der wahlberechtigten Menschen die AfD gewählt. Das sind rund 1.000 Personen. Soviel etwa, wie vielleicht einmal vorrübergehend Flüchtlinge in der Kaserne leben. Da ich diese Menschen nicht als Bedrohung empfinde, sollte es mir mit den AfD-Wählern eigentlich genauso gehen. Und eins ist mal klar: So, wie die Wähler die AfD wählen dürfen und das Recht haben, dadurch ihre Meinung kundzutun, so habe ich das Recht, meine Meinung dazu zu sagen. Das Recht auf Meinungsäußerung müssen alle Seiten respektieren.
Allen, die möchten, dass es in Hergershausen, in Babenhausen, im Kreis, in Hessen und in Deutschland weiterhin human zugeht und friedlich bleibt: Nur Mut, wir schaffen das!
Alexandra Hilzinger
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