in der Babenhäuser Zeitung vom 22.11.2012
Mit großem Interesse und wachsendem Unverständnis verfolgen wir als Neubürger der Stadt die Debatte um die Betreuungssituation in Babenhausen und seinen Ortsteilen. Wir sind im vergangenen Jahr aus dem Odenwald in das Hergershäuser Neubaugebiet gezogen, in diesem Jahr kam unser erstes Kind zur Welt. Wegen der finanziellen Belastung, die wir durch den Hausbau eingegangen sind, müssen wir beide arbeiten. In der heutigen Zeit fast schon ein Normalzustand.
Ganz und gar nicht normal finden wir allerdings die Vorgehensweise von Stadtverwaltung und Politik, was den Ausbau und die Verbesserung der Betreuungsangebote betrifft. In der Presse lässt sich inzwischen fast täglich verfolgen, welche Schritte andere Städte und Gemeinden unternehmen, um für die Zukunft (Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung!) gewappnet zu sein. Da werden Tagesstätten ausgebaut oder neu gebaut, die Kosten scheinen angemessen, die Bürger, Eltern und Erzieherinnen werden beteiligt. Und was tut Babenhausen? Babenhausen baut eine Riesen-Kita zu rekordverdächtigen Kosten in der Kernstadt und lässt bis auf kleine, wenig nutzenbringende Maßnahmen keine Ausbau-, Umbau- und Neubaumaßnahmen zu. So liest sich der bisherige Maßnahmenkatalog der Verwaltung für uns und so interpretieren wir auch die Resultate der letzten öffentlichen Sozialausschusssitzung.
Dass insbesondere Hergershausen nach Vorstellung der Stadtverwaltung bis auf einen Waldkindergarten-Bauwagen keine bauliche Lösung erhalten soll, ist für uns nicht nachvollziehbar. Dass hier offenbar in der Tat eine weitere Kinderbetreuungseinrichtung vorgesehen war, zeigt, dass doch einmal ein vernünftiger Ansatz erkennbar war. Und dieser scheint auch heute nötig, wenn man sich in der kinderreichen Nachbarschaft und im Ort umhört. Besonders im U3-Bereich ist das Angebot von 6 Plätzen im Ort einfach viel zu klein! Dass man übrigens unserem Ortsvorsteher unterstellt, er habe seine Bewohner zu einer Kampagne aufgestachelt, ist ein unfairer Vorgang, weil sachlich nicht richtig: Es waren besorgte Eltern, die Herrn Grimm bereits vor Monaten aufgesucht haben. Und wir sind froh, dass er uns zugehört hat und das Thema ernst nimmt.
Was aber machen wir in einem, spätestens zwei Jahren mit unserem Sohn? Ihn erstmal für eine halbe Stunde ins Auto setzen, um ihn durch den allmorgendlichen Babenhäuser Stau in die Kita Kunterbunt oder nach Harreshausen zu fahren? Bevor die Politiker solche Szenarien überhaupt in Betracht ziehen, sollten sie erst einmal das Verkehrsproblem in Babenhausen lösen. Aber das ist eine andere Baustelle….
Insgesamt sind wir bisher wenig überzeugt von der Babenhäuser Familienpolitik: Die Verantwortlichen richten bange Blicke in das künftige Kinderbetreuungsjahr 2013, weil dann der Rechtsanspruch auf U3-Betreuung kommt. Die Prognosen seien zudem schwer, weil die Herdprämien-Auswirkungen nicht absehbar seien. Aber es stehen doch jetzt schon genug Kinder - ob U3 oder sogar Ü3 - auf der Hergershäuser Warteliste. Worauf wartet man also jetzt noch?
Barbara und Martin Graf
Hergershausen
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