„Die Diakonie wird immer mein Thema sein“

„Urgestein“ des Dekanatsdiakonieausschusses zieht sich zurück / Doris Ehrmann übergibt den Vorsitz an Brigitte Werthmann

Ein gutes Team: Volker und Doris Ehrmann.

Von der ersten Stunde an, seit der Gründung 1974, gehört die Dieburgerin Doris Ehrmann dem Dekanatsdiakonieausschuss an. Mehr als 20 Jahre lang war sie dessen Vorsitzende, seit 1992 – erst im Evangelischen Dekanat Reinheim, dann, nach der Fusion 2010, im Dekanat Vorderer Odenwald. Nun hat sie den Vorsitz abgegeben. Gesundheitliche Einschränkungen und das Gefühl, in all den Jahren so ziemlich alle relevanten Themen beleuchtet zu haben, gaben den Ausschlag. Brigitte Werthmann – ebenfalls aus Dieburg – wurde in der jüngsten Sitzung des Dekanatsdiakonieausschusses einstimmig als neue Vorsitzende gewählt und Doris Ehrmann als deren Stellvertreterin. 

„Die Diakonie wird immer mein Thema sein“, sagt Doris Ehrmann. Es war und ist ihr ein Herzensanliegen, diakonische Themen zu beleuchten und gesellschaftlich voranzutreiben. Davon zeugen die vielen verschiedenen Themen, die sie in all den Jahren behandelt hat. Ein kleiner Auszug: Aids, Altersarmut, Flüchtlinge, Hospiz, Pflegeversicherung, Gentechnik, Gewalt an Frauen, Vollmachten und Betreuungsverfügungen. Dazu kamen Besuche von Einrichtungen wie der Nieder-Ramstädter Diakonie, des Mehrgenerationenhauses in Groß-Zimmern oder dem Haus Burgwald. Nicht minder wichtig war ihr, Ehrenamtliche an die kirchliche Leitung anzubinden und diakonische Angebote stärker zu professionalisieren.

Ehepaar Ehrmann hat immer zusammengearbeitet

Doris Ehrmann kam über die Johanniter-Unfall-Hilfe in den Dekanatsdiakonieausschuss. Ihr Tun wiederum ist untrennbar mit dem ihres Mannes Volker Ehrmann verbunden. „Wir haben immer zusammengearbeitet“, sagen die beiden. Doris und Volker Ehrmann, beide 75, sind seit 1965 verheiratet. Kennengelernt haben sie sich in Velbert im Rheinland, wo sie ehrenamtlich in der evangelischen Jugend tätig waren. Volker Ehrmann führte hier ein „Haus der halboffenen Tür“. Als der Diakon der Gemeinde bei einem Autounfall schwer verletzt und von der Johanniter-Unfall-Hilfe in Ratingen gerettet wurde, begann Ehrmann 1962 in Velbert ehrenamtlich die Johanniter-Unfall-Hilfe aufzubauen – parallel zu seiner Arbeit bei der Deutschen Bundespost.
Als die Bundespost 1969 einen Heimleiter für das Wohnheim ihrer Hochschule in Dieburg suchte, bekam Volker Ehrmann den Zuschlag. Im selben Jahr zog die Familie mit zwei kleinen Kindern nach Dieburg um, wo heute noch alle leben – und inzwischen auch die Enkelkinder.
Und auch hier baute Volker Ehrmann die Johanniter auf, mehr oder minder durch einen Zufall: Die Mitarbeiter der Fachhochschule waren aufgefordert, Neigungsgruppen für die Studenten anzubieten. Volker Ehrmann entschied sich für eine Erste-Hilfe-Gruppe, bei der ruckzuck 30 Leute dabei waren. Die Geburtsstunde der Johanniter in Dieburg. Die Ortsgruppe bot Erste-Hilfe-Kurse an den Gymnasien an, das erste Auto wurde angeschafft, wenig später bildeten sie junge Leute zu Sanitätshelfern aus, der Sanitätsdienst folgte, dann der Behindertenfahrdienst. „Die Mannschaft kam von der Studentengruppe“, sagt Volker Ehrmann.
1974 hing Volker Ehrmann seinen Beamtenjob bei der Post an den Nagel und wurde Landesgeschäftsführer der Johanniter-Unfall-Hilfe für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Bis 1997 sollte der Landesverband seinen Sitz in Dieburg haben – so lange Volker Ehrmann diese Position innehatte.

Anfänge einer stärkeren Professionalisierung

Bevor die Kinder kamen, war auch Doris Ehrmann bei der Deutschen Bundespost tätig, als Fernmeldeassistentin. 1974 ging sie ebenfalls hauptamtlich zu den Johannitern. Zudem war sie dort immer auch ehrenamtlich tätig, etwa als Ausbilderin für Erste Hilfe und Häusliche Krankenpflege.
Die Arbeit im Diakonieausschuss und bei den Johannitern lief parallel, das eine befruchtete das andere, war eine gute Möglichkeit über den Tellerrand zu schauen und trug zu einer stärkeren Professionalisierung bei. So wurde zum Beispiel 1976 in Dieburg das „Essen auf Rädern“ gegründet und ein Behindertentaxi eingeführt. Wenig später nahmen die Sozialstationen ihre Arbeit auf. „Ich habe immer versucht, interessante Themen zu setzen, in der Hoffnung, dass diese ihren Weg in die Kirchengemeinden finden“, sagt die 75-Jährige. „Ich glaube für mich war wichtig: Ich konnte gestalten.“ Es gab gemeinsame Veranstaltungen der Dekanatsdiakonieausschüsse in den umliegenden Dekanaten. Doris Ehrmann ist außerdem in der Diakoniekonferenz vertreten und für das Evangelische Dekanat Vorderer Odenwald als Delegierte in der Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen; zwei Mal im Jahr kommen diverse regionale diakonische Einrichtungen zudem zum „Runden Tisch Diakonie“ zusammen.  
Das Leben von Ehrmanns ist eng mit der Kirche und deren Institutionen verbunden. Die Liste ihrer Ehrenämter ist lang. Einige Stationen: Eine Zeitlang war Doris Ehrmann Mitglied im Dekanatssynodalvorstand des Dekanats Reinheim und Mitglied der Dekanatssynode. Ihr Mann war von 1979 bis 2009 im Dieburger Kirchenvorstand, davon knapp acht Jahre als Vorsitzender.  Seit 1980 gehört er der Dekanatssynode an, von 2003 bis 2013 war er Vorsitzender des Dekanatssynodalvorstandes, aktuell ist er stellvertretender Vorsitzender. Seit 1986 gehört er der Synode der Landeskirche an, seit 2001 ist er Vorsitzender des dortigen Verwaltungsausschusses. „Wir sind beide bewusst evangelisch und versuchen das in unseren Handlungen umzusetzen – wohl wissend, dass wir Menschen sind.“
Gleichwohl, fürs gemeinsame Reisen und die gemeinsamen Saunabesuche nehmen sie sich Zeit. Bevorzugte Ziele sind die Nordsee-Inseln, aber Ehrmanns waren auch schon ganz weit weg – in Australien, China und Grönland.

(S.Rummel)

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