Regierungspräsidium Darmstadt informiert: Forstliches Saatgut aus Südhessen leistet Beitrag zum Walderhalt

Klimaangepasste Saat in einer Baumschule.

Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt zieht eine positive Bilanz für das vergangene Baumschuljahr. In Südhessen wurden insbesondere bei der Eiche gute Erträge erzielt: für die Anzucht junger Bäume wurden knapp 32 Tonnen Eicheln geerntet; die Weißtanne schlägt mit 5 Tonnen geernteten Zapfen zu Buche, die Douglasie mit 4 Tonnen.

„Nicht jede Baumart fruktifiziert jedes Jahr“, so Helmut Engel von der oberen Forstbehörde im RP. Die Versorgung der Baumschulen mit zugelassenem Saatgut ist angesichts der jüngsten Waldschäden wichtiger denn je. So wird aktuell geschätzt, dass hessenweit rund 9.000 Hektar Kahlflächen durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer entstanden sind. Dies entspricht rund 13.000 Fußballfeldern.
Pilzerkrankungen - insbesondere an Esche und Ahorn – bringen weitere Bäume zum Absterben, teilweise sogar flächig. Selbst Experten sind überrascht, dass die Buche, die bisher als klimaresistent galt, ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Das Phänomen, dass Buchen erst oft ein bis zwei Jahre nach Trockensommern ihr Laub verlieren ist hingegen bekannt. Also könnten alte Buchen auch in den nächsten Jahren noch absterben, selbst wenn sich die trockenen Sommer nicht fortsetzen sollten.
4.000 Kilo Douglasienzapfen entsprechen etwa 40 Kilo reinem Saatgut. Damit wird deutlich, wieviel Arbeit von der Ernte bis zum jungen Baum steckt, der später gepflanzt wird. Aber die Mühe lohnt sich: „In der derzeitigen Situation ist es besonders wichtig, hochwertigem Saatgut zu haben“, betont Forst-Experte Engel. Dort wo Waldbestände flächig ausfielen, werde auch neu gepflanzt. Dafür wird hochwertiges Saatgut benötigt, das von Bäumen stammt, die gut an die Region und das Klima angepasst sind.
Das 2018 im Regierungsbezirk Darmstadt geerntete Saatgut würde ausreichen um unter günstigen Umständen 1.600 bis 1.700 Hektar zu bepflanzen. Dies geht aber nicht sofort, da die Sämlinge ein bis mehrere Jahre in den Baumschulen angezogen werden müssen.  Viele Waldbesitzer zögern zudem mit der Wiederaufforstung, da die Windwurfflächen erst aufgeräumt werden müssen und nicht alle Baumarten für die Pflanzung auf Freiflächen gut geeignet sind. Außerdem stellt es ein Risiko dar, die Setzlinge in ausgetrocknete Böden zu pflanzen, insbesondere wenn die notwendigen Niederschläge im Frühjahr fehlen. „Die notwendigen Aufforstungen werden Jahre dauern, weshalb der Nachschub an forstlichem Vermehrungsgut gesichert werden muss“, so Engel.
Zur Sicherung von hochwertigem Saatgut kontrolliert der Forstmann des Regierungspräsidiums regelmäßig zugelassene Saatgutbestände in ganz Südhessen. Kürzlich wurde etwa im Forstamt Darmstadt die turnusmäßige Überprüfung abgeschlossen. Hochwertige Bestände für eine Beerntung stehen dort für die Eiche, Buche, Winterlinde, Bergahorn, Esche, Kiefer und Douglasie auf insgesamt über 90 Hektar zur Verfügung. Doch die Auswirkungen des heißen Sommers 2018 werden auch im Bereich des Saatgutes erst in den Folgejahren sichtbar werden, weiß Helmut Engel.
 
Hintergrund:
Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt ist eine von drei Landesstellen in Hessen, das den Handel mit forstlichem Pflanzgut regelt. Die Aufgaben umfassen neben Kontrollen insbesondere die Auswahl und Anerkennung von Saatgutbeständen.
Nicht jeder Waldbestand ist automatisch für die Beerntung und das Inverkehrbringen von hochwertigem Vermehrungsgut geeignet. Hierbei spielen Qualität, Vitalität und genetische Veranlagung eine Rolle. Die anerkannten Saatgutbestände werden meist für mehrere Jahrzehnte in einem Register geführt und regelmäßig auf ihre Eignung überprüft.
Weitere Aufgabe der Landesstelle beim RP ist die Ausfertigung der sogenannten Stammzertifikate vor der tatsächlichen Ernte, die als Begleitschreiben die Eicheln, Bucheckern oder Zapfen zur Baumschule als Herkunftsnachweis begleiten müssen. Wer etwa Saatgut ohne Genehmigung des Regierungspräsidiums – sprich ohne Stammzertifikat oder gar aus nicht registrierten Herkünften - nimmt und in den Verkehr bringt, kann sich sogar strafbar machen. Dadurch soll die genetische Vielfalt und Qualität der Waldbestände für künftige Generationen gewährleistet werden.

(Text: rp / Foto: Arnd Baumgarten)

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