Zwei-Tages-Übung der Freiwilligen Feuerwehr Babenhausen

Zu einer umfangreichen Übung trafen sich die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Babenhausen am 27. und 28. Juni 2014. Schon lange im Vorfeld hatten sich die Verantwortlichen im Feuerwehrausschuss Gedanken über die Gestaltung dieser Übung gemacht. In zwei Gruppen wurden jeweils zwei Themenblöcke abgehandelt die im normalen Übungsalltag nicht so umfänglich geübt werden können.

Erstmalig umfangreiche LKW-Übung durchgeführt

Der Übungsabschnitt Technische Hilfeleistung führte die Feuerwehrangehörigen an die Thematik Rettungsarbeiten an LKW heran.
Speziell für diesen Hauptübungsteil wurde ein LKW-Fahrerhaus käuflich erworben und in der Nähe von München abgeholt. Somit hatten die Übungsteilnehmer erstmals die Gelegenheit an einem besonderen Übungsobjekt zu trainieren. Angenommen wurde, dass ein LKW-Fahrer nach einem Unfall verletzt in der Fahrerkabine eingeklemmt ist und gerettet werden muss.

Nach einem Verkehrsunfall müssen verunfallte Fahrzeuge egal welcher Bauart stabilisiert werden. Dabei spielt es keine Rolle ob Personen eingeklemmt sind oder nicht. Dadurch wird verhindert, dass sich noch intakte Fahrzeuge in Bewegung setzen. Zum anderen kann so für eingeklemmte Personen ein Überlebensraum gesichert/geschaffen und eine patientengerechte Rettung eingeleitet werden.

Arbeiten an PKW gehören im Rahmen von Übungen und Einsätzen durchaus zum Tagesgeschäft der Feuerwehr und sind somit ein eher vertrautes Umfeld. Durch ständiges Üben und durch Weiterbildung wird das benötigte Wissen aktuell gehalten. Bei Arbeiten an LKW jedoch stehen die Einsatzkräfte ganz anderen Dimensionen und Materialien gegenüber.

Vor den praktischen Anwendungen wurde immer eine kleine theoretische Lerneinheit von den Instruktoren durchgeführt. Dabei ging es um Gefahren an der Einsatzstelle und um die Durchführung der Rettungsmaßnahmen. Je nach Kenntnisstand wurde dabei Wissen aufgefrischt, bzw. neu erworben.

Den Einsatzkräften stehen für diese Arbeiten zahlreiche technische Geräte zur Verfügung. Dazu muss vor jedem Arbeitsschritt eine Bewertung der Lage vorgenommen werden. Aufgrund dieser Einschätzung werden dann die Maßnahmen koordiniert und durchgeführt. Ziel ist es, dass jeder Übungsteilnehmer möglichst viele Geräte und ihre Wirkungsweise kennenlernen kann.

Die Auswahl der technischen Geräte für diesen Zweck ist relativ groß, es können Hebekissen, Hydraulikstempel, Greifzug, Seilwinde, Umlenkrollen und Rettungs-Spreizer/Schere zum Einsatz kommen. Vor und während dieser Übungen sind einige Faktoren zu beachten: Das Umfeld muss bewertet werden (Untergrund, Gefahrenpotenzial durch laufenden Verkehr etc.), Sicherheitszonen müssen eingerichtet werden und jede durchgeführte Aktion muss aufmerksam beobachtet werden. Beim Einsatz technischer Geräte kann es zu Veränderungen an Material, Masseschwerpunkten und Untergründen kommen, was sich auch auf die Sicherheit der Einsatzkräfte und der eingeklemmten Person auswirken kann. In enger Absprache mit Rettungsdienst und Notarzt wird eine Zugangsöffnung zum Verunfallten geschaffen um eine erste Versorgung vorzunehmen. Zur Rettung müssen verschiedene Schnittpunkte ausgesucht werden. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund der Bauart des Fahrzeuges (LKW) die benötigten Materialien in einem erhöhten Arbeitsfeld eingesetzt werden. Zur Überwindung dieses Höhenunterschiedes und zum effektiveren und sicheren Arbeiten wird eine Rettungsplattform eingesetzt. Dabei ist eine erhöhte Absturzgefahr in die Sicherheitsvorkehrungen mit einzubeziehen. Weitere Gefahrenquellen sind Quetschungen, Einklemmen, scharfe Kanten, abstehende LKW-Teile und auslaufende Betriebsstoffe.

Wichtigste Schritte zum Erfolg sind bei diesen und allen anderen Übungen/Einsätzen die erfolgreiche Teamarbeit, die ständige Neubewertung der sich verändernden Lage und das Diskutieren verschiedener Durchführungsmöglichkeiten.

Atemschutzübung bei Nullsicht

Die zweite Station führte die Einsatzkräfte in die ehemalige Sargfabrik nach Langstadt. Hier bot sich ein sehr gutes Trainingsgelände für eine erschwerte Atemschutzübung an. Angenommen wurde ein Brand in dem sehr weitläufigen Gebäude, mehrere Personen wurden vermisst. Schwerpunkte dieser Übung waren das Suchen von Personen (in diesem Fall Rettungsdummys), das Markieren kontrollierter Räume, die Atemschutzüberwachung, Menschenrettung unter Atemschutz, Strahlrohrtechnik und Schlauchmanagement sowie verschiedene Belüftungsmaßnahmen zur Entrauchung von Gebäuden.

Das Verwenden von Atemschutzgeräten stellt hohe physische und psychische Anforderungen an die Einsatzkräfte. Durch die Maske entsteht ein eingeengtes Blickfeld, der Organismus wird sehr stark beansprucht und durch die Feuerschutzkleidung entsteht ein gewisser „Saunaeffekt“. Nebelmaschinen und Soundgenerator erzeugten zusätzlich ein realitätsnahes Ambiente.

Erschwert wurde dieser Übungsteil noch durch das absolute Verdunkeln der Atemschutzmasken. Damit wurde ein Arbeiten bei Nullsicht, wie etwa in dichten Brandrauch, simuliert. Diese Maßnahme stellte besonders große Herausforderungen an den Orientierungssinn und die Teamarbeit der eingesetzten Kräfte.

Geübt wurde auch der Umgang mit einem sogenannten Atemschutzunfall. Ein Trupp in Not musste gerettet werden. Nach dem abgesetzten Hilferuf machte sich sofort ein Sicherheitstrupp mit Notfalltasche auf den Weg um die Rettung der Verunfallten schnellstmöglich durchzuführen. Keine leichte Aufgabe, muss man doch in solchen Fällen nach eigenen Kräften suchen, der Stressfaktor erhöht sich dabei um ein Vielfaches. Aber auch solche Szenarien müssen geübt werden, damit im Ernstfall zielgerichtet und möglichst routiniert vorgegangen wird.

Überraschung am Nachmittag - Alarmübung für alle Wehren der Stadt

Nach einer Stärkung die durch das Küchenteam vorbereitet wurde und vor dem geplanten Ruhemodus wurden die Einsatzkräfte dann ganz speziell überrascht. Dazu wurde die Möglichkeit des Übungsareals in Langstadt ein weiteres Mal intensiv genutzt.

Mit pyrotechnischer Unterstützung wurde ein realitätsnahes Einsatzszenario geschaffen. Im Erstalarm wurden die Feuerwehren Langstadt und Harpertshausen in die ehemalige Sargfabrik beordert. Starke Verqualmung und Feuerschein erwarteten die Feuerwehrkräfte und schnell wurde klar, dass weitere Unterstützung erforderlich war. Somit wurden alle verfügbaren Kräfte nachalarmiert. Insgesamt wurden von den 51 Kräften neun C-Rohre im Innen- und Außenangriff, sowie sieben Trupps unter Atemschutz eingesetzt. Zwei Wasserwerfer wurden vom Teleskopmast Babenhausen und vom LF16 Langstadt in Stellung gebracht. Die Wasserversorgung aus dem Hydrantennetz war dank Rücksprache mit dem Wasserwerk jederzeit stabil.

Bei einer kurzen Übungsbesprechung zeigten sich die Organisatoren erfreut über die sehr gute Zusammenarbeit und den reibungslosen Übungsablauf. Nach dem Aufrüsten aller Fahrzeuge gingen zwei ereignisreiche Trainingstage zu Ende. Am Samstagabend waren schließlich alle Übungsteilnehmer mit ihren Familien zu einer gemeinsamen Feier in den Feuerwehrstützpunkt eingeladen.

  (Text/Fotos: wf)

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