Komplett sprachlos

In der letzten Ausgabe der BZ am 10. November 2016 wurden unter der Rubrik „Die Stadt Babenhausen informiert“ Dinge behauptet, die mich als Leser dieser Zeitung und Bürger dieser Stadt komplett sprachlos gemacht haben.

Wenn es heißt, die Stadt Babenhausen informiert, bedeutet das ja letztlich nichts anderes als dass der Vorstand der Stadt, also der Bürgermeister als Sprecher des Magistrats, für den Inhalt dieser Informationen verantwortlich zeichnet. Bei dem was ich an dieser Stelle zu sagen habe richte ich mich daher direkt an den Bürgermeister, also direkt an Sie Herr Knoke:
Sie führen aus, dass die fehlende Mehrheit für die von Ihnen vorgeschlagene Steuererhöhung (Grundsteuer B) die Ursache dafür sei, dass die Stadt nicht bei der ExpoReal 2016 in München vertreten war. Rein zufällig findet zur gleichen Zeit auch das größte Bierfest bzw. das größte Besäufnis der Welt in München statt. An anderer Stelle Ihrer sogenannten Information führen sie aus, dass „selbst ernannte Fachleute“ Horrorszenarien in Sachen Grundsteuer B zum Besten geben, und dadurch potentielle Neubürger oder ansiedlungswillige Gewerbetreibende abgeschreckt werden könnten. Bei allem Respekt, aber so langsam kommen mir ernste Bedenken. Ist Ihnen klar, was Sie da von sich geben bzw. ist Ihnen klar, was man da im Namen der Stadt so alles behaupten darf?
Haben Sie denn bereits vergessen, dass Sie direkt vor Ihrer Wahl zum Bürgermeister als Fraktionsvorsitzender der im Stadtparlament federführenden SPD vier Jahre lang quasi als eine Art „Master of Desaster“ zusammen mit Ihrer damaligen Bürgermeisterin maßgeblich an der katastrophalen finanziellen Situation und dem  finanziellen Niedergang der Stadt verantwortlich beteiligt waren?
Haben Sie schon vergessen, dass Sie bzw. der Magistrat von Gesetzes wegen verpflichtet gewesen wären, einen genehmigungsfähigen Haushaltentwurf so rechtzeitig in die Stadtverordnetenversammlung einzubringen, dass einschließlich der Beratungs- u. Beschlussverfahren der politischen Gremien in Verbindung mit der notwendigen  Genehmigung durch die Kommunalaufsicht, ein genehmigter bzw. festgesetzter  Haushalt zum 01.01.2016 hätte bekannt gemacht werden können?
Haben Sie schon vergessen, dass Sie diesen Haushaltsentwurf 2016 dann aber mit großer Verspätung erst nach der Wahl (warum wohl?) am 14. April 2016 in die Stadtverordnetenversammlung zur Beratung und Beschlussfassung eingebracht haben und  Sie damit Ihrer gesetzlichen Verpflichtung nicht (rechtzeitig) nachgekommen sind?
Haben sie schon vergessen, dass der haushaltsrechtliche Zustand der vorläufigen Haushaltsführung nach § 99 HGO aufgrund des Fehlens eines festgesetzten Haushalts 2016 bereits seit dem 01.01.2016 bestand? Die Verweigerung der Stadtverordnetenversammlung am 27. Juni 2016 die von Ihnen geplante Steuererhöhung mitzutragen, änderte an dem Zustand der vorläufigen Haushaltsführung überhaupt nichts, auch wenn Sie das immer wieder und immer wieder falsch so darstellen!
Haben Sie bereits vergessen, dass Ihnen die Kommunalaufsicht, mit dem Landrat an der Spitze, bei einem Besuch in unserer Stadt am 11. Mai 2016 diesen  sogenannten Haushaltsentwurf 2016  im wahrsten Sinne „vor die Füße geworfen“ hat, da dieser Haushaltsentwurf von Anfang an und auch nicht ansatzweise genehmigungsfähig war? Die Gründe, die zur Ablehnung des Haushaltsentwurfs geführt haben, waren Ihnen schon vor  dem Aufstellen des Haushaltsentwurfs bekannt. Die Ablehnung war demnach vorhersehbar!
Haben Sie bereits vergessen, dass den Stadtverordneten am 14.04.2016 zunächst durch Sie und dann nochmal  am 12.05.2016 durch den Stadtkämmerer, ein Haushaltsdefizit von „nur“  ca. 1.9 Mio. Euro verkauft“ werden sollte, obwohl eine darin „versteckte“ und von den Stadtverordneten noch gar nicht beschlossene Erhöhung der Grundsteuer B um 100 Punkte bereits stillschweigend  mit  500 tausend Euro defizitreduzierend aktiviert wurde?
Haben sie bereits vergessen, dass Sie bzw. der Stadtkämmerer mittlerweile selbst davon ausgehen (müssen), dass das Defizit eher bei 3 Mio. Euro als bei 1.9 Mio. Euro  liegt und am Ende sogar 3,7 Mio. Euro daraus werden könnten? Zur Erinnerung: Geplant hatten Sie 2015 ein maximales Defizit für 2016 von lediglich ca. 570 tausend Euro! Und haben Sie vergessen, dass es bis heute weder einen eingebrachten und genehmigungsfähigen Haushalt 2016 noch einen eingebrachten Haushaltsentwurf 2017 gibt.
Können Sie denn nicht verstehen, dass sich Teile aus der Stadtverordnetenversammlung Gedanken über die Zukunft der Stadt machen. Ein Defizit von 3 Mio. Euro entspricht in der Tat 600 Punkte Grundsteuer B (ca. 5.000 Euro entspricht dabei einem Punkt). Zusammen mit der bereits bestehenden Grundsteuer B in Höhe von 495 Punkten ergäben sich ca. 1.100 Punkte Grundsteuer B für den Fall, dass andere Konsolidierungsmaßnahmen nicht greifen. Und in Sachen Konsolidierung haben Sie ja eher als Zauderer denn als Macher von sich Reden gemacht. Die Stadtverordneten, die sich mit solchen Gedanken herumplagen müssen nun abschätzig „selbsternannte Fachleute“ zu nennen, ist schon ein starkes Stück.
Herr Bürgermeister, nehmen Sie ganz einfach zur Kenntnis: Babenhausen braucht  in dieser schwierigen Zeit erfolgreiche Macher und keine mutlosen Zauderer ohne Visionen.

    Wolfgang Heil, Babenhausen

Kommentare

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20. November 2016 - 15:07

Traumhafte Tarifabschlüsse?

In dem neuesten Haushaltsentwurf den der Bürgermeister in der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt hat (der Entwurf ist von der Kommunalaufsicht als nicht genehmigungsfähig aber akzeptabel betitelt) werden Personalaufwendungen aufgeführt die, wie ich finde, dem Bürger und Steuerzahler etwas ausführlicher erläutert werden müssen. Da werden Personalaufwendungen für 2015 mit 4,4 Millionen Euro veranschlagt. Für 2016 werden 7,0 Millionen Euro genannt. Diese Mehrkosten werden mit der Eingliederung des Eigenbetriebs und Tariferhöhungen begründet. 2,6 Millionen Euro mehr Personalkosten innerhalb eines Jahres??? Wer arbeitet da in der Verwaltung??? Und wenn es den so sein sollte würde ich sagen: DA MUSS GESPART WERDEN UND NICHT BEI WEIHNACHTSBÄUMEN UND SENIORENNACHMITTAGEN. In diesem Sinne

21. November 2016 - 10:46

Auch in 2015 waren es schon rund 6,8 Mio

4,4 Mio bei der Stadt ohne Eigenbetriebe. Da die Eigenbetriebe aber auch Personal hatten und weiterhin haben und diese Personalaufwendungen bislang nur in den Bilanzen der Eigenbetriebe, nicht aber im Haushalt der Stadt enthalten sind, schätze ich mal, dass die Personalkosten bei den Eigenbetrieben bislang ca. 2,45 Mio betragen haben und weiterhin betragen die dann halt in 2016 zu der optischen Erhöhung führen (inkl. vielleicht ca. 0,15 Mio Tariferhöhung). Positiv ist, dass die Zahleln durch die Eigenbetriebe nicht mehr kleingemacht werden können.

20. November 2016 - 11:48

Desinformation und Übergriffigkeit

Sehr geehrter Herr Heil,
schön dass sie als Fraktionsvorsitzender der Wählervereinigung FWB hier mit ihrem Namen unterzeichnen. Mittlerweile ist es ja in Mode gekommen, in solchen Foren umso gehässiger aufzutreten, je mehr man sich hinter der Anonymität von "Gast"- Kommentaren verstecken kann. Sicherlich stufen sie sich selbst als "erfolgreicher Macher" und nicht als "mutloser Zauderer ohne Visionen ein". Da wäre es für den Leser natürlich interessant, dass sie als ein Sprecher des neuen Mehrheitsbündnisses in der neuen Stadtverordnetenversammlung seit kurzem wesentliche Verantwortung für die Geschicke der Stadt tragen.
Nun zu einigen Fakten:
Ihr Wählerverein FWB mit ihrem damaligen Sprecher Oliver Bludau hat im alten Stadtparlament fast 4 Jahre zusammen mit der SPD über die Geschicke der Stadt und ihrer Haushalte wesentlich bestimmt. Sie haben die Auflösung der Eigenbetriebe durchgesetzt und einen teuren Kita-Neubau und in ihre Haushaltskonsolidierungskonzepte unrealistische Einnahmeverbesserungen geschrieben bei gleichzeitiger Absicherung durch die im Fall der Fälle (geringere Einnahmen) dann nötige Erhöhungen der Grundsteuern und Gebühren.
Davon wollen sie heute nichts mehr wissen. Auch nichts davon, dass es eher die Regel, denn die Ausnahme ist, dass ein neues Haushaltsjahr nicht mit einem genehmigten Haushalt beginnt. Im Laufe des Jahres aber erfolgte dann die Genehmigung, Vereinszuschüsse konnten ausbezahlt und projektierten Aufgaben auch wahrgenommen werden. Das wurde dieses Jahr durch ihre verweigerte Zustimmung zu einer realistischen Haushaltsplanung unmöglich.
Entsprechend konnte die Stadt nicht bei der Expo Real in München vertreten sein. Bleibt die Frage, ob sie dies begrüßen oder bedauern- ihr Hinweis auf das gleichzeitig stattfindende "größte Besäufnis der Welt" in München ist in diesem Zusammenhang mindestens fragwürdig, eher infam und übergriffig. In die gleiche Richtung geht die Bezeichnung des Bürgermeisters und damaligen Kooperationspartners als "Master of Desaster".
Auch "erfolgreiche Macher" sollten aus meiner Sicht einen respektvollen und wertschätzenden Umgang pflegen. Dies braucht Babenhausen ebenso wie die offene und ehrliche Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, ohne Schönfärberei und Weißwäscherei der eigenen Verantwortung und Geschichte.
Manfred Nodes, Stadtverordneter Die Grünen

21. November 2016 - 16:15

Sehr geehrter Herr

Sehr geehrter Herr Nodes, danke für die Information dass die FWB mit der SPD die letzen Jahre regiert haben. Was aber wollen Sie damit konkret kritisieren? Dass er in der Vergangenheit die Defizitpolitik mitgetragen hat. Da stimme ich Ihnen zu, wenn sie das zum Ausdruck bringen wollten. Oder dass er die bisherige Politik mit immer höheren Abgaben nicht mehr bereit ist weiterhin mitzutragen. Da kann ich nur sagen, lieber spät als nie zur Erkenntnis gekommen ist mir lieber als das immer weiter so des Bürgermeisters. Stellt sich die nächste Frage ob die Genehmigung des Haushaltes deshalb unmöglich wurde, weil es keine Zustimmung zu einer "realistischen" Haushaltsplanung gab oder weil die Haushaltsplanung eben nicht realistisch sondern mit unrealistischen Abgabensätzen gemacht wurde. Alle Befürworter des Haushaltsplanes 2016 betonen immer wieder dass die Gebührenerhöhung nur kurzfristig sei, aber leider sagt kein einziger, was sich denn an der Situation in Babenhausen zwischen 2016 und 2017 ändert, so dass das kleine Defizit von 3 Mio. p.a. sich in Luft auflöst. Wie wärre es mal den Anfang zu machen und hier konkret zu antworten was sich ändert so dass man nicht sparen muss und nicht die Grundsteuer erhöhen muss? Noch ein Wort zur Gehässigkeit - wenn der Bürgermeister andere als "selbsternannte Experten" bezeichnet ohne selbst nachweisbare kaufmännische und/oder betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu haben, an wen sollten Sie dann diese Aufforderung zunächst richten? Übrigens was würden sie von einer Firma halten die Mitte des Jahres mal entscheidet wie das Jahr so laufen soll? Und wieso kommt (fast) keiner auf die Idee, dass eine Stadt auch nichts anderes ist wie ein Wirtschaftsunternehmen. Beide Unternehmen können wenn Geld da ist den Mitarbeitern/Bürgern etwas zusätzlich bieten und wenn keines da ist dann nicht. Nur weil im einen Fall das Unternehmen pleite geht (und mit ihm häufig auch der Unternehmer) wenn zuviel Geld ausgegeben wird und im anderen Fall erstens keiner dafür haftet und zweitens einfach mal die Bürger zur Kasse gebeten werden?

19. November 2016 - 19:05

Macher und Zauderer

in der Sache stimme ich Ihnen voll zu.

Gerade der letzte Satz ist entscheidend und zutreffend.
Aber leider sind auch die Vertreter der CDU und der Freien Wähler keine Macher! Fachleute ebenso wenig!
Alle Sparvorschläge sind nur Tropfen auf den heißen Stein und nur bedingt umsetzbar.

An die großen Positionen trauen sie sich auch nicht heran.
Schade, aber dann müsste man sich ja eingestehen, was man in der Vergangenheit alles falsch gemacht hat.
Diese Parteien werden ihr Wahlversprechen brechen und die Steuern erhöhen.

Damit werden sie ebenfalls, wie auch schon in den vergangenen Jahrzehnten kein neues Gewerbe nach Babenhausen
locken. Bisher wurde immer nur geredet aber nie das richtige getan.

17. November 2016 - 16:49

Komplett prachlos

Ich finde Ihren Leserbrief einfach fabelhaft und zutreffend! Für Sie, als Autor, ein ganz großes Kompliment! Für uns Bürger ist die geschilderte Sachlage, weil sie die gegenwärtige verhängnisvolle Situation der Stadt realistisch darstellt, schlicht und ergreifend ernüchternd, ja deprimierend. Wie der örtlichen Presse zu entnehmen ist, wird ja der Bürgermeister in der atuellen Stadtverordnetenversammlung endlich – wenige Wochen vor Jahresende - den Etat für 2016 vorlegen. Da werden wir Bürger hoffentlich einmal erfahren, wie hoch die tatsächlichen Schulden der Stadt sind. Hoffentlich gefällt dieses Zahlenwerk auch den Verantwortlichen bei der Kommunalaufsicht!? Wenn nein, können wir uns auf weiteres Gejammer des Bürgermeisters einstimmen.

17. November 2016 - 16:27

Klage ?

Ich denke es wäre an der Zeit die ganze Angelegenheit mit dem Staatsanwalt zu bereden.



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